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Hintergrund Foto von Shelby Ireland via unsplash
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Rund 140 der vielen chemischen Bestandteilen im Cannabis gehören zur Gruppe der organischen Kohlenwasserstoffe - den sogenannten Terpenen. Wie die Cannabinoide sind auch Terpene hauptsächlich im ausgeschiedenen Harz der Pflanze zu finden.

Die Kombination der verschiedenen Terpene definiert die Duftnote jeder Pflanze. Cannabis ist insofern speziell, weil jede Sorte ein einzigartiges Profil von Terpenen aufweist. Die Forschung geht davon aus, dass auch Terpene medizinische Eigenschaften aufweisen, die unabhängig von den Cannabinoiden sind.

Terpene sind nanopartikelgrosse, aromatische Moleküle. Deshalb können sie die Blut-Hirn-Schranke - eine Schicht, die das Gehirn vom Blut trennt, damit keine giftigen Substanzen ins Gehirn gelangen - überwinden. 

Dies bedeutet, dass sie ins zentrale Nervensystem eindringen und dort wirken. Die Moleküle in pharmazeutischen Wirkstoffen dagegen sind zu gross, um die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden.

Terpene

Cannabispflanzen verströmen einen sehr charakteristischen Duft. Verantwortlich dafür sind Duftmoleküle, die Terpene. Doch die Terpene können weit mehr als gut riechen - sie haben auch eine therapeutische Wirkung.

Überblick über die Cannabis-Terpene

Terpene sind organische Kohlenwasserstoffverbindungen. Man nennt sie Isoprene, da ihre Struktur auf wiederkehrenden Isoprenketten (C5H8) aufbaut. Isoprenketten werden in folgende Gruppen unterteilt:

Monoterpene
Sie bestehen aus zwei Isoprenketten mit jeweils 5 Kohlenstoffmolekülen (C10H16). In der Cannabispflanze kommen die Monoterpene Limonen, Myrcen, Pinen, Terpinolen und Linalool vor.

Sesquiterpene
Sie setzen sich aus drei Isoprenketten zusammen und haben dementsprechend 15 Kohlenstoffmoleküle. Caryophyllen und Humulen sind Sequiterpene.

Triterpene
Diese Terpene mit 30 Kohlenstoffmolekülen sind hauptsächlich in den Wurzeln, Fasern und Samen von Industriehanf zu finden. Die Produktion der Terpene wird von Lichtstrahlung angeregt.

Funktionen der Cannabis-Terpene

Die aromatischen Inhaltsstoffe sind in den Blüten weiblicher, unbefruchteter Pflanzen besonders hoch konzentriert. Die Menge und Zusammensetzung der Terpene einer Pflanze hängt von ihrer Genetik und den Anbaubedingungen ab.

Die Duftstoffe schützen die Pflanze vor Parasiten, schädlichen Insekten, Bakterien und Pilzen. Gleichzeitig locken sie bestäubende Insekten an. Jede Pflanze verfügt über eine einzigartige Terpen-Kombination - sie ist bei Pflanzen derselben Sorte jedoch ähnlich. Das Revolutionäre an der Wirkungsweise von aromatischen Stoffen liegt einerseits darin, dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Andererseits entwickeln sich die Terpene Canabis-Pflanzen genetisch immer weiter, so dass selbst anpassungsfähige (Fress-)Feinde das Nachsehen haben.

Die Eigenschaften der Terpene

Während die Wirkungen und Eigenschaften der Cannabinoide (insbesondere von THC und CBD) bereits gut erforscht sind, ist das bei den Terpenen nicht der Fall. Einige Studien haben gezeigt, dass die Terpene zum sogenannten «Entourage-Effekt» beitragen.

Das heisst, sie verstärken die therapeutische Wirkung von anderen Bestandteilen, insbesondere der Cannabinoide. So bewies der Neurowissenschaftler Ethan Russo, dass Terpene die nachteiligen Auswirkungen von THC mildern und somit die therapeutische Wirksamkeit des Cannabinoids begünstigen. Russo geht davon aus, dass das Zusammenwirken von Cannabinoiden und Terpenen die heilenden Eigenschaften des Cannabis verstärken kann.

Mehr als nur Duftstoffe..

Wie THC auch, interagieren Terpene mit den Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems und beeinflussen so die Gesamtwirkung. Einige Terpene verändern die Menge des THC, das durch die Blut-Hirn-Schranke dringt. Terpene haben als einen Einfluss darauf, wie Cannabis auf unseren Körper wirkt und es gibt sogar Studien, die aufzeigen, dass diese Bestandteile auch den Dopamin- und Serotoninspiegel beeinflussen können.

So können Terpene wirken

  • Myrcen: z.B. narkotisierende, beruhigende Wirkung
  • Limonen: fördert Scharfsinnigkeit und Konzentration
  • Beta-Caryophyllen: hat neuroprotektive Eigenschaften und ist deshalb zur Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson geeignet

Weitere Forschung ist nötig, um mehr über therapeutischen Eigenschaften dieser bisher vernachlässigten Bestandteile der Cannabispflanze herauszufinden - und zwar sowohl für sich gesehen als auch in Verbindung mit den Cannabinoiden.

Die Cannabis-Terpene

Foto von www.royalqueenseeds.de
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Siedepunkt:168°C

Myrcen ist ein Monoterpen und aus den verschiedenen Gründen eines der wichtigsten Terpene. Man findet u.a. auch in frischen Mangos, Hopfen, Lorbeerblättern, Eukalyptus oder Zitronengras.

Mycren geht mit THC einen Synergieeffekt ein: Isst man beispielweise 45 Minuten vor dem Konsum von Cannabis eine frische Mango, wird bei den meisten Menschen die psychoaktive Wirkung des THC verstärkt. Auch viele andere chemische Verbindungen können in Kombination mit Myrcen besser vom Körper aufgenommen werden. Weniger bekannt ist, dass ein hoher Myrcen-Spiegel in der Cannabispflanze von über 0,5 % zum «Couch Lock»-Effekt führen kann. Meist haben die sogenannten Indica-Sorten einen hohen Myrcen-Spiegel.

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Siedepunkt:176°C

Dieses Monoterpen sorgt für das herrliche Citrus-Aroma einiger Cannabissorten und kommt in den Schalen von Citrusfrüchten, in Rosmarin und in Minze vor. Limonen hat eine pilztötende, antibakterielle und vor Krebs schützende Wirkung. Zudem kann es gegen Tumore wirken und gleichzeitig das Immunsystem anregen.

Pflanzen nutzen Limonen zur Raubtier- oder Schädlingsabwehr. Beim Menschen kann Limonen wegen seiner molekularen Struktur ins Gehirn gelangen und dort Denkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Konzentration verbessern. Bei psychosomatischen und psychiatrischen Störungen kann es eingesetzt werden, um Depressionen oder Angststörungen zu behandeln.

Foto von www.royalqueenseeds.de
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Siedepunkt:176°C

Caryophyllen ist ein Sesquiterpen, das in vielen Pflanzen wie Thai-Basilikum, Nelken oder schwarzem Pfeffer vorkommt. Es hat einen reichhaltigen, würzigen Geruch.

Die Forschung hat nachgewiesen, dass β-Caryophyllene-Caryophyllene Affinität für den CB2-Endocannabinoid-Rezeptor hat. β-Caryophyllene-Caryophyllene ist bekannt dafür, antiseptisch, antibakteriell, antimykotisch (gegen Pilzerkrankungen), antitumorös und entzündungshemmend zu wirken.

Foto von www.royalqueenseeds.de
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Siedepunkt:155°C

Pinen ist ein weiteres Monoterpen. Kiefern und Baumharz enthalten diesen einzigartigen Duft ebenso wie Rosmarin, Eukalyptus und Salbei. Es wird in vielen Mitteln gegen Husten eingesetzt und wirkt gegen Keime. Gemäss Untersuchungen zerstört Pinen eine chemische Verbindung im Hirn, die wiederum die Koppelung von Neuronen hemmt: Dadurch wird die Gedächtnisfunktion verbessert.

Das Terpen Pinen ist besonders in Skunk-Sorten enthalten und sorgt für deren unverwechselbar intensiven Geruch. Es ist mitverantwortlich für die schnell einsetzende Wirkung der Skunk-Sorten und besitzt schleimlösende Eigenschaften.

Foto von www.royalqueenseeds.de
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Humulen ist ein Sesquiterpen. Diese sind auch bekannt als α-humulene und α-caryophyllene. Humulen kommt z.B. in Hopfen, Zimt, Oregano, in vielen Basilikum-Arten, Cannabis-Sativa-Stämmen und in vietnamesischem Koriander vor. Humulen verleiht Bier sein «hopfiges» Aroma. Es weist antibakterielle, entzündungs- und appetithemmende Eigenschaften auf. In der chinesischen Medizin wird Humulen seit langem erfolgreich gegen Entzündungen eingesetzt.

Humulen wird auf den CB1- und den CB2-Rezeptor, hat keine berauschende Wirkung und kann somit als Ausgangsstoff für die Entwicklung neuer Arzneien verwendet werden.

Foto von www.royalqueenseeds.de
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Siedepunkt: 198 ° C

Dieses Monoterpen verströmt ein blumiges, manchmal als «lavendelartig» beschriebenen Aroma. Nicht verwunderlich, denn es kommt hochkonzentriert in der Lavendelpflanze vor. Seine angstlösende und beruhigende Wirkung macht es zum perfekten Verbündeten bei der Bekämpfung von Schlaflosigkeit. Zudem weist Linalool entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften auf.

Einer Studie zufolge kann Linalool helfen, durch Tabakkonsum hervorgerufene Entzündungen in der Lunge abklingen zu lassen. Zudem hat es nachgewiesen positive Wirkungen auf das Immunsystem.


Quelle der Informationen zu Cannabis als Medizin, das Endocannabinoidsystem (ECS), speziell auf dieser Seite :