Immunsystem, Autoimmunerkrankungen und Cannabis
Wie wirkt Cannabis auf das menschliche Immunsystem?
Cannabis ist in der Lage, das menschliche Immunsystem zu beeinflussen, so die Studienergebnisse neuer Forschungen. THC und CBD, die beiden wichtigsten Substanzen in der Cannabis-Pflanze, interagierten mit dem körpereigenen Endocannabinoidsystem.
Sie können viele Krankheiten und Symptome positiv beeinflussen. Hanf als Heilpflanze steht mittlerweile im Fokus der Wissenschaft. Dabei stellt sich die Frage, wie genau die positiven Effekte auf die menschliche Gesundheit aussehen. Am Ende kann Cannabis vielleicht sogar Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise HIV heilen?
Das Immunsystem und wie es funktioniert
Im menschlichen Immunsystem gibt es viele Wirkstoffe und Prozesse, die den Körper vor Angriffen durch Bakterien, Parasiten oder Viren schützen. Dazu muss das Immunsystem wissen, welches die körpereigenen, gesunden Zellen sind und welche die Zellen sind, die dem Körper schaden wollen. Im Körper gibt es ein dynamisches Netzwerk, das ständig damit beschäftigt ist, zu kommunizieren und Informationen auszutauschen. Darüber hinaus muss es auf äußere Einflüsse reagieren, diese verarbeiten und gegebenenfalls abwehren.Dabei ist das Immunsystem ständig bestrebt, Antigene abzuwehren oder unschädlich zu machen. Antigene sind Bakterien, Parasiten, Viren oder Zellen, die nicht körpereigen sind. Diese Antigene stoßen auf die äußeren Rezeptoren und setzen eine Zellsignalisierungsreaktion in Gang. Das Immunsystem verbreitet die Informationen und geht in die Defensive. Manchmal kann das Immunsystem jedoch nicht zwischen den guten, körpereigenen und den schädlichen Zellen unterscheiden kann. Dann löst es Körperreaktionen aus, die sich gegen den eigenen Körper richten, wie Allergien, Migräne oder Asthma.
Erst seit Kurzem bekannt: das Endocannabinoidsystem
Dass Cannabis lange Zeit als illegal galt, hatte zur Folge, dass die Forschung an der Pflanze behindert war. Die schon seit 5000 Jahren als Heilpflanze bekannte Pflanze ist noch immer nicht vollständig erforscht. Das menschliche Endocannabinoidsystem haben Forscher ebenfalls erst spät entschlüsselt, und zwar in den frühen 1990er-Jahren. Heute ist bekannt, dass es zwei Arten von Rezeptoren besitzt: die CB1- und die CB2-Rezeptoren, an die körpereigene Cannabinoide andocken. Die CB1-Rezeptoren befinden sich in erster Linie im Gehirn und die CB2-Rezeptoren sind hauptsächlich in den Immunzellen zu finden.
Was bewirkt CBD im Immunsystem?
Verschiedene neuere Forschungsergebnisse haben Wissenschaftler zu der Annahme verleitet, dass CBD positive Wirkungen auf das Immunsystem hat. Die Ursachen dafür sind allerdings noch nicht vollständig erforscht.
Indem es Entzündungen bekämpft, kann es das Immunsystem unterdrücken. Je nach Krankheitsbild muss der Arzt entscheiden, ob dieser Effekt tatsächlich hilfreich ist.
Denn dabei ist zu bedenken, dass Entzündungen eine wichtige Funktion haben. Es ist ein Abwehrmechanismus des Körpers, um Krankheitserreger abzufangen und zu verhindern, dass sich der Erreger weiter ausbreitet. Bei Autoimmunerkrankungen kann dies dazu führen, dass sich die Erkrankung noch verschlimmert.
Wie wirkt Cannabidiol im menschlichen Immunsystem?
Es ist bis heute noch nicht genau erforscht, wie CBD im menschlichen Immunsystem wirkt. Forscher haben im menschlichen Körper ein Endocannabinoid entdeckt, das Freude und Glücksseligkeit auslöst: das Anandamid. Es bindet sich an CB1-Rezeptoren und gibt dann Informationen an andere Zellen weiter. Das Enzym FAAH baut das Cannabinoid Anandamid ab. Die Hanfpflanze verfügt über ein genau gleiches Endocannabinoid, ein sogenanntes pflanzliches Mimetikum (vom Griechischen Mimesis für Nachahmung). Diese Substanz dockt an dieselben Rezeptoren an und hat ähnliche biochemische Eigenschaften. Ein weiteres Mimetikum ist das 2-Arachidonoylglycerin, das sich an CB2-Rezeptoren bindet. Dabei handelt es sich um ein Mimetikum des Cannabidiols (CBD). Außerdem hemmen CBD und auch THC den Abbau des Enzyms FAAH. Damit kann das Anandamid, das sonst von FAAH abgebaut wird, andere Funktionen im Körper besser wahrnehmen. Denn es ist ein Stoff, der viele Körperfunktionen steuert, Emotionen reguliert und das Wohlbefinden steigert.
Wie kann CBD helfen, Krankheiten vorzubeugen?
Viele der modernen Zivilisationskrankheiten entstehen durch selbstverantwortete Einflüsse, wie beispielsweise Stress, Schlafmangel oder ungesunde Ernährung. Im Körper kommt es zu Allergien, Autoimmunerkrankungen, erhöhten Cholesterinwerten, Depressionen, Fettsucht, Magengeschwüren und sogar Krebs. CBD hilft dabei, den Körper zu unterstützen und diesen Erkrankungen vorzubeugen. Es wirkt unter anderem antiseptisch, schmerzlindernd, entspannend und hilft besser zu schlafen. Es trägt dazu bei, im Körper eine allgemeine Balance herzustellen, größere Schäden zu vermeiden und vorhandene Schäden zu beheben oder zu lindern. Natürlich ist CBD kein Wundermittel, das schwere Erkrankungen ganz vermeiden kann. Doch es kann den Körper im Vorfeld stärken und robuster machen, dann haben es Krankheiten viel schwerer.
Wie kann CBD helfen, eine Autoimmunerkrankung zu bekämpfen?
Wenn das Immunsystem sich gegen den eigenen Körper richtet, kann das schwerwiegende Folgen haben. Davon können ganze Organe betroffen sein, wie beispielsweise bei Multipler Sklerose oder Hashimoto. Den Erkrankungen ist oft gemeinsam, dass Entzündungen immer wieder aufflammen und starke Schmerzen verursachen. Cannabis kann helfen, diese Entzündungen zu hemmen.
Darreichungsformen von CBD
Viele Wirkstoffe aus der Cannabispflanze wirken positiv auf das menschliche Immunsystem. Es hilft nicht nur im Krankheitsfall. Es dient vor allem der Vorbeugung. Im Handel ist CBD in zahlreichen Darreichungsformen erhältlich: Öle, Pasten, Cremes, Tabletten, Liquids, Tee, Kristalle oder Kapseln. Damit es frei verkäuflich ist, darf der THC-Gehalt nur maximal 0,2 Prozent betragen. Zudem darf es keine Heilversprechen geben. Das Öl wirkt oral aufgenommen am schnellsten, da es über die Mundschleimhaut direkt in den Kreislauf gelangt. Vielen ist allerdings der Nachgeschmack unangenehm. Sie bevorzugen die Kapselform. Kapseln lösen sich erst im Verdauungstrakt auf und gelangen dort in den Blutkreislauf. Die Wirkung tritt dadurch viel langsamer ein.
Quelle :
Autoimmunerkrankungen und medizinisches Cannabis
Die Präsenz von Cannabinoiden im Immunsystem ermöglicht die Regulation der Aktivität von Makrophagen und Lymphozyten.
Das Immunsystem ist eines der komplexesten Systeme des Menschen. Es besteht aus verschiedenen biologischen Prozessen und einer Menge von Blutzellen, wie Leukozyten (weißen Blutkörperchen), Immunglobulinen, Lymphozyten (Lymph-Zellen), Makrophagen, neutrophilen Granulozyten und vielen weiteren. Dieses System ist dafür verantwortlich den Körper vor Krankheitserregern zu schützen. Wenn unser Immunsystem ausfällt oder verspätet einsetzt, können sich Krankheitserreger leicht entwickeln und anpassen, und sich dabei in unserem Körper verteilen, wobei sie unsere Zellen infizieren oder zerstören.
Cannabinoide und Autoimmunerkrankungen
Autoimmunerkrankungen können sich auf jeden Teil unseres Körpers auswirken und sind dadurch gekennzeichnet, dass das Immunsystem gesunde Zellen angreift und sie infiziert oder zerstört, was enorme Folgen für unseren Körper hat. Die Ursachen, die zu der Entwicklung einer Autoimmunerkrankung führen, sind unbekannt, aber es wird angenommen, dass die Erkrankungen genetisch bedingt sind oder auf Veränderungen, welche das Immunsystem stören oder verwirren, zurückzuführen sind.
Die Cannabinoid-Rezeptoren (CB 1 und CB 2) sind in fast allen Bereichen unseres Körpers präsent. Der CB1 Rezeptor wurde unter anderem im Gehirn, der Lunge, der Muskulatur, den Fortpflanzungsorgane, dem Hypothalamus, dem Kleinhirn, dem Hippocampus, den Tonsillen, dem Rückenmark, dem intestinalen Gastronomietrakt und dem Gefäßsystem gefunden. Der CB2 Rezeptor wurde in der Milz, den Knochen, der Haut und den Gliazellen gefunden. Des Weiteren hat man herausgefunden, dass beide Empfänger, CB 1 und CB 2, sowohl im Immunsystem als auch in der Leber, dem zerebralen Knochenmark, der Pankreas und dem Hirnstamm vorliegen.
Über den Einfluss von Cannabinoiden auf die immunologische Funktion wurde im Laufe der letzten 25 Jahren viel geforscht. Einige experimentelle Modelle wurden durchgeführt: Tiere in Laboratorien wurden zum Beispiel Marihuana-Rauch ausgesetzt oder ihnen wurden Cannabinoide injiziert. Zudem wurde in In-Vitro-Modellen die Wirkung von diversen Cannabinoiden auf Immunzell-Kulturen untersucht. Weitgehend zeigen diese Studien, dass Cannabinoide die Funktion von Lymphozyten T und B, sowie NK-Zellen (natürliche Killerzellen) und Makrophagen modulieren.
Die Wirkung von Cannabinoiden auf Autoimmunerkrankungen
Neben den Studien, die die Wirkungen der Cannabinoide auf Immunzellen untersuchen, zeigten andere Berichte, dass sie dabei helfen, die Wirtsresistenz zu modulieren und in diesem Zusammenhang besonders die sekundäre Immunantwort auf verschiedene Krankheitserreger (Herpes, Retrovirus, Staphylokokken, Listeria Treponema und Legionellen). Die dritte wichtige Verbindung zwischen dem Immunsystem und den Cannabinoiden ist die Wirkung auf das Netzwerk der Zytokine. Die In-Vivo und In-Vitro-Experimente zeigten, dass Cannabinoide die Produktion und Funktion von bestimmten Zytokinen (sog. "Akute-Phase-Proteine") regeln und einen Einfluss auf die Aktivität von Zellen wie Makrophagen und T-Helferzellen, Th1 und Th2, haben. Yoonkyung Do, (2016) [3] hat Dexanabinol (HU-211), ein synthetisches, nicht psychotropisches Cannabinoid, zur Behandlung experimenteller allergischer Enzephalomyelitis verwendet und dabei eine signifikante Verringerung der klinischen Symptome der Krankheit festgestellt. Er hat zudem klinische Beweise dafür gefunden, die darauf hindeuten, dass THC in der Behanndlung von multipler Sklerose helfen kann. Patienten profitieren dabei von der Fähigkeit der Cannabinoide, Apoptose in den dendritischen Zellen zu induzieren, die aktiv an der Präsentation des Autoimmunität auslösenden Autoantigens beteiligt sind. Diese Ergebnisse sind interessant und zeigen, dass Cannabinoide, unter bestimmten Bedingungen, immunmodulatorisch wirken und den Verlauf der Krankheit verbessern können.
Quellenverzeichnis für Autoimmunerkrankungen und Cannabinoide
[1] Klein TW, Friedman H, Specter S. 1998. Marijuana, immunity and infection. J Neuroimmunol. Mar 15;83(1-2):102-15.
[2] Klein TW, Friedman H, Specter S. 1998. Marijuana, immunity and infection. J Neuroimmunol. Mar 15;83(1-2):102-15.
[3] Yoonkyung Do, Robert J. McKallip, Mitzi Nagarkatti, and Prakash S. Nagarkatti. Activation through Cannabinoid Receptors 1 and 2 on Dendritic Cells Triggers NF-B-Dependent Apoptosis: Novel Role for Endogenous and Exogenous Cannabinoids in Immunoregulation1. J Immunol 2004; 173:2373-2382; doi: 10.4049/jimmunol.173.4.2373