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Cannabis als Medizin bei Rheuma

Hilft Medizinisches Marihuana bei rheumatoider Arthritis?

Rund ein Prozent der Menschen in Österreich sind von rheumatoider Arthritis (RA) betroffen. Die rheumatische Autoimmunerkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten und betrifft Frauen etwa dreimal so häufig wie Männer. Durch die chronisch-entzündliche Krankheit kommt es zur Zerstörung von Bändern, Knorpeln und Knochen, teils auch zu Erkrankungen der inneren Organe. Betroffene leiden an schmerzhaften Schüben und müssen täglich zahlreiche Medikamente einnehmen. Dabei geht es um die Linderung der Beschwerden, denn eine Heilung gibt es nicht. Einige Studien deuten darauf hin, dass medizinisches Marihuana die chronischen Schmerzen von RA lindern, die Schlafqualität der Betroffenen verbessern und ihr Wohlbefinden unterstützen könnte.

Studienlage zu rheumatoider Arthritis und medizinischem Marihuana

Seit der Entdeckung des Endocannabinoidsystems im menschlichen Körper ist Cannabis in den Fokus der medizinischen Forschung gerückt. Dabei wird unter anderem untersucht, ob Inhaltsstoffe der alten Heilpflanze Cannabis sativa positive Wirkungen auf bestimmte Leiden haben. Bezüglich rheumatoider Arthritis gibt es zwei interessante Überblickstudien aus dem Jahr 2021.

Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021, die mehrere Tierversuchsstudien analysierte, zeigt, dass bestimmte Inhaltsstoffe von Cannabis wie Cannabidiol (CBD), Cannabigerol (CBG) sowie die Kombination aus CBD und Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) entzündungsfördernde Moleküle (sogenannte Zytokine) reduzieren können. In von RA betroffenen entzündeten Gelenken finden sich vermehrt Zytokine, deshalb sind die proentzündlichen Moleküle ein vielversprechender Ansatzpunkt für neue Therapien. THC, der wohl bekannteste Inhaltsstoff von Marihuana, kann diesen Effekt allein nicht bewirken.

Eine zweite Studie aus dem Jahr 2021 beleuchtete die Effekte von medizinischem Marihuana auf das Schmerzniveau und die Schlafqualität von Patientinnen und Patienten der Rheumatologie, die an unterschiedlichen Erkrankungen litten. Insgesamt befragte man 319 Personen per Fragebogen. Thema war, wie sich der Konsum von medizinischem Cannabis auf ihre Schmerzen und ihren Schlaf auswirkte. Die Analyse der Antworten veranlasste das Forscherteam zum Schluss, dass sich beide Aspekte durch die Einnahme von Marihuana verbesserten.

Diese Ergebnisse bauen auf einer Studie aus dem Jahr 2006 auf, bei der an rheumatoider Arthritis erkrankte Personen mit dem Medikament Sativex behandelt wurden. Die Probandinnen und Probanden wurden bei dieser Studie in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Versuchsgruppe und eine Kontrollgruppe. Während die Versuchsgruppe Sativex, das CBD und THC enthält, bekam, erhielt die Kontrollgruppe nur ein wirkungsloses Placebo. Im Vergleich zur Kontrollgruppe besserten sich in der Versuchsgruppe sowohl Schmerz als auch Schlaf. Die Nebenwirkungen des Mittels beschrieb die Versuchsgruppe als leicht bis mittelschwer. Seit 2011 ist das Kombipräparat Sativex in Österreich zur Behandlung von Multipler Sklerose und Spasmen zugelassen. Das Mundspray ist inzwischen sogar in den Erstattungskodex aufgenommen worden. Eine Indikationserweiterung, die RA einschließen würde, hat bisher nicht stattgefunden.

Eine Literaturstudie aus dem Jahr 2020 hat die Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen untersucht. Die Literatur-Review kam zum Schluss, dass die Behandlungsoption speziell für RA-Erkrankte aus zwei Gründen großes Potenzial zeigt. Medizinisches Marihuana kann einerseits chronische Schmerzen und andere Symptome im Zusammenhang mit rheumatischen Erkrankungen lindern. Andererseits wird angenommen, dass Cannabinoide entzündungshemmende Eigenschaften haben. Das Forscherteam betont aber, dass weitere größer und längerfristiger angelegte Studien notwendig sind.

Neben diesen positiven Erkenntnissen aus den letzten Jahren gibt es ältere Studien, die zu weniger klaren Ergebnissen kommen. Insgesamt sind weitere Studien nötig, um das Potenzial von medizinischem Marihuana für die Behandlung von Rheuma-Erkrankungen wie RA genauer auszuloten und Ärztinnen und Ärzten die Vorteile dieser Behandlungsoption zu verdeutlichen.

Vorteile bei Behandlung von rheumatoider Arthritis mit medizinischem Marihuana

Der größte positive Effekt einer Behandlung von RA mit medizinischem Marihuana ist die Linderung der chronischen Schmerzen. Eine der größten Übersichtsstudien, die über 10.700 einzelne Studien zu den potenziellen gesundheitlichen Vorteilen und Risiken von Cannabis zusammengefasst hat, zeigt, dass medizinisches Marihuana chronische Schmerzen wirksam lindern kann. Chronische Schmerzen sind ein zentrales Symptom von rheumatoider Arthritis.

Ein weiterer potenzieller Nutzeffekt von medizinischem Marihuana bezieht sich auf die psychische Gesundheit. Die Symptomatik von RA, die Schmerzen, Entzündungen oder Schlafprobleme umfasst, kann das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen merklich verschlechtern. Dass Menschen mit rheumatoider Arthritis verstärkt unter Depressionen und Angstzuständen leiden, wurde bereits wissenschaftlich erfasst. Eine Studie zur Wirkung von Cannabis auf die psychische Gesundheit hat gezeigt, dass medizinisches Marihuana Depressionen sowie die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) lindern kann. Dadurch könnte die Einnahme von medizinischem Marihuana die Lebensqualität von RA-Erkrankten potenziell verbessern. Bei Angststörungen ist die Datenlage nicht eindeutig. Für weitere psychische Leiden wie etwa Psychosen oder bipolare Störungen gilt Cannabis hingegen als ungeeignet.

Risiken von medizinischem Cannabis

Zu den potenziellen Risiken von medizinischem Marihuana bei rheumatoider Arthritis zählen:

  • Suchtgefahr: Der Konsum von Cannabis kann zur Abhängigkeit führen, deshalb sind Arzneimittel wie Sativex, Epidiolex oder Dronabinol (gegen chronische Schmerzen) in Österreich verschreibungspflichtig.
  • Psychische Gesundheit: Einige Forschungsarbeiten legen einen Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Auftreten von Depressionen und Selbstmordgedanken nahe.
  • Krebs: Untersuchungen suggerieren ein erhöhtes Risiko für bestimmte Arten von Hodenkrebs bei Cannabiskonsum (nicht aber für andere Krebsarten wie etwa Lungenkrebs).
  • Atemprobleme: Das Rauchen von Marihuana kann das Risiko für chronischen Husten erhöhen. Die aktuelle Forschungslage lässt keine Schlüsse zu, ob es mit Asthma, COPD beziehungsweise einer generellen Verschlechterung der Lungenfunktion zusammenhängt. Arzneimittel mit medizinischem Marihuana werden nicht geraucht, sondern beispielsweise als Mundspray (Sativex), Tropfen (Dronabinol), Lösung (Epidiolex) oder als Kapsel (Canemes) eingenommen, wodurch dieses Risiko relativiert wird.

Cannabis als Medizin bei Rheuma

Rheuma ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Unter den rund 100 verschiedenen rheumatischen Erkrankungen ist die rheumatoide Arthritis die am häufigsten vorkommende Form. In Deutschland sind mehr als 500.000 Menschen betroffen. Obwohl viele Therapiemöglichkeiten existieren, wird der Alltag der Betroffenen häufig massiv eingeschränkt. Hinzu kommen die starken Nebenwirkungen der Rheuma-Medikamente. Medizinisches Cannabis könnte hier hingegen eine nebenwirkungsarme Alternative sein.

Was ist Rheuma?

Unter dem Begriff Rheuma verbergen sich über hundert verschiedene Erkrankungen. In diesen rheumatischen Formenkreis gehören die degenerativen Erkrankungen, entzündlich-rheumatischen Erkrankungen (autoimmunbedingt), dem Weichteilrheuma, chronischen Knochenerkrankungen (z. B. Osteoporose) sowie Stoffwechselstörungen, die mit rheumatischen Symptomen einhergehen. Bei einigen Formen sind nicht nur die Gelenke betroffen, sondern auch äußere Organe wie die Haut oder die Augen oder aber innere Organe wie Herz, Lunge, Nieren und das Nervensystem.

Die häufigste Form ist die Arthrose, die eine verschleißbedingte rheumatische Krankheit ist. Zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gehören hingegen unter anderem die rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis), Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew), Psoriasis-Arthritis, die Sklerodemie sowie das Sjögren-Syndrom dazu.

Darüber hinaus gibt es auch Stoffwechselstörungen, bei denen rheumatische Beschwerden auftreten. Hierzu gehören die Gicht sowie endokrine Gelenkerkrankungen (z. B. Überfunktion der Nebenschilddrüse oder die Schilddrüsenüberfunktion. Hingegen ist beim Weichteilrheuma die Fibromyalgie die häufigste Form. Aber auch Schleimbeutelentzündungen fallen in diesen Formenkreis. Beispiele für chronische Knochenerkrankungen sind Osteoporose und Osteomalazie.

Ursachen und Entstehung von Rheumaerkrankungen

Bei den degenerativen rheumatischen Erkrankungen ist die Ursache in einem Ungleichgewicht zwischen der Belastbarkeit eines Gelenkes und einer Fehl- oder Überbelastung zu suchen. Hingegen sind die Ursachen und Auslöser der entzündlichen rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis und des Weichteilrheumas bis heute ungeklärt. Es wird davon ausgegangen, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen und dass das Immunsystem mit der Antikörper-Bildung gegen den eigenen Körper reagiert.

Wenn im Rahmen der rheumatischen Erkrankung das Bindegewebe und/oder die Gefäße betroffen sind, wie bei der rheumatoiden Arthritis, werden auf den Zellen des Körpers fälschlicherweise HLA-Rezeptoren (Andockstellen) ausgebildet. Diese dienen dem Immunsystem dann als feindliches Ziel. Die Ursache bei den Stoffwechselerkrankungen ist, dass entweder zu wenig Vitamin D und Kalzium (Osteoporose) oder aber zu viel Harnsäure (Gicht) produziert wird, was zu einer Veränderung der Gelenke und Knochen führt.

Was sind die Symptome von Rheuma?

Das Hauptsymptom aller Krankheiten sind Schmerzen in den Gelenken, Muskeln, Bändern und Sehnen. Je nach Art der Erkrankung variieren jedoch die Beschwerden. Bei der Arthrose können sich im Frühstadium Symptome wie knackende/knirschende Geräusche beim Bewegen der Gelenke, eine kurze Morgensteifigkeit sowie ein Anlaufschmerz zeigen. Im Spätstadium werden die betroffenen Gelenke komplett steif. Denn die Knorpelschicht ist dann abgerieben.

Die rheumatoide Arthritis zeigt sich zunächst in Form von morgendlichen leichten Gelenkschmerzen, geschwollenen Gelenken, einer kurzen Morgensteifigkeit sowie einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Müdigkeit und Erschöpfung. Im Spätstadium sind bei der rheumatoiden Arthritis vor allem die kleinen Gelenke betroffenen. So kann es an Fingern und Füßen zu Verformungen kommen. Größere Gelenke sind meist nicht betroffen.

Ein anderes Bild zeigt sich hingegen bei der Spondylose. Hier zeigen sich zunächst Symptome wie stechende/ziehende Schmerzen im Hals- oder Lendenwirbelsäulen-Bereich, Missempfindungen, Muskel-Verspannungen, Muskelschmerzen, Lähmungserscheinungen und Bewegungseinschränkungen. Im späteren Krankheitsverlauf verlagert sich der Oberkörperschwerpunkt nach vorne.

Einen Überblick über alle Krankheiten und deren Symptome finden Sie auf der Webseite der Deutschen Rheuma-Liga.

Rheuma: Diagnose und Behandlung

Die Diagnostik setzt sich aus unterschiedlichen Maßnahmen zusammen, da die Symptome, der Verlauf der Erkrankung als auch das Erscheinungsbild der Erkrankungen sehr verschieden sind. Häufig suchen Patienten zunächst ihren Hausarzt auf, der zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch durchführt. Besteht dann der Verdacht auf eine rheumatische Krankheit, erfolgt in aller Regel das Abfragen einer speziellen Checkliste. Nach einer körperlichen Untersuchung wird die Überweisung an einen Rheumatologen ausgestellt. Zur Bestätigung der Diagnose erfolgen zudem auch labortechnische Untersuchungen und ggf. bildgebende Verfahren.

Da Erkrankungen wie die Arthritis nicht heilbar sind, zielt die Behandlung darauf ab, die Krankheitsprozesse zu verzögern und die Symptome zu lindern. Dabei muss für jeden Patienten eine individuell abgestimmte Therapie entwickelt werden. Für die Soforttherapie werden schmerzlindernde und entzündungshemmende Arzneimittel (symptomatische Therapeutika) sowie für die Langzeittherapie krankheitsmodulierende Medikamente (Basistherapeutika) verordnet. Die symptomatischen Therapeutika unterteilen sich zudem noch in kortisonhaltige und nicht-kortisonhaltige Medikamente. Häufig werden bei der Behandlung der Krankheit die Sofort- und Basistherapie als auch die unterschiedlichen Basistherapeutika miteinander kombiniert.

Rheuma: Medikamentöse Therapie

Zu Beginn der rheumatischen Erkrankung, erhalten Patienten nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), wie zum Beispiel die Schmerzmittel Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac gegen die starken Schmerzen. Diese besitzen ein schmerzlinderndes und entzündungshemmendes Wirkungsspektrum.

Allerdings haben sie auch unerwünschte Wirkungen. Problematisch ist vor allem, dass die Arzneimittel die Magen-Darm-Schleimhaut angreifen und sich infolge dessen Magengeschwüre entwickeln können.

Im schlimmsten Fall kann es zu einem Magendurchbruch kommen. Außerdem kann es zu gefährlichen Wassereinlagerungen kommen, da die Nierendurchblutung verringert wird.

Die NSAR hemmen im Körper die Enzyme Cyclooxygenase 1 (COX-1) und Cyclooxygenase 2 (COX-2), die wichtige Gewebshormone (Prostaglandine) im Körper produzieren. Während das Enzym COX-1 die Magenschleimhaut schützen kann, ist das Enzym COX-2 entzündungsfördernd. Hieraus erklärt sich die Wirkung der NSAR.

Neuere Medikamente, die sogenannten COX2-Hemmer, wurden entwickelt, um nur das entzündungsfördernde Enzym COX-1 zu hemmen. Jedoch wurden die Arzneimittel wie Rofecoxib, Lumiracoxib und Valdecoxib wegen starker Nebenwirkungen und dem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall vom Markt genommen.

Einsatz von Kortison

Bei akuten Entzündungsschüben ist Kortison aktuell die effektivste Behandlung.

Die Kortisonwirkung setzt in der Regel innerhalb von einigen Stunden ein. Dabei erfolgt die Gabe entweder in Tablettenform oder mit einer Spritze direkt in das betroffene Gelenk. Denn die modernen Kortisonpräparate können ihr Wirkungsspektrum selektiv an einem bestimmten Ort entfalten.

Ältere Kortisonmedikamente hatten den Nachteil, dass sie im gesamten Körper wirkten, weshalb viele Patienten Vorbehalte gegen die Kortisongabe hatten. Zudem traten bei einer Langzeitanwendung starke Nebenwirkungen auf, wie zum Beispiel Probleme mit der Haut wie Ausschlag oder Ekzeme, Gewichtszunahme und Osteoporose.

Wie gestaltet sich die Basistherapie bei entzündlichem Rheuma?

Zu den Basistherapeutika gehören Arzneimittel, wie zum Beispiel Sulfasalazin, Methotrexat, Leflunomid oder Chloroquin, die die Entzündungsaktivität in gewissem Umfang aufhält. Diese Antirheumatika wirken erst nach einigen Wochen und besitzen eine Langzeitwirkung. Problematisch an Antirheumatika ist, dass sie das Immunsystem schwächen. Infektionen können deshalb häufiger auftreten. Aus diesem Grund ist eine ärztliche, engmaschige Betreuung durch einen Arzt notwendig sowie das Abwägen der Risiken.

Darüber hinaus können im Rahmen der Therapie auch Biologika (Biologicals) zum Einsatz kommen. Dies ist eine neuartige Medikamentengruppe, die schneller als Basistherapeutika wirken sollen.

Es handelt sich hierbei um gentechnisch hergestellte Eiweißsubstanzen. Diese sollen die entzündungsfördernden Botenstoffe gezielt ausschalten. Jedoch besteht auch hier ein erhöhtes Infektionsrisiko. In Deutschland sind seit Anfang 2016 die Biologika Remsima, Inflectra und Benepali zugelassen.

Da mögliche gefährliche Langzeitwirkungen noch nicht bekannt sind, werden Biologika häufig nur dann bei Patienten verabreicht, wenn mit den anderen Therapien keine ausreichenden Erfolge erzielt wurden.

Operationen bei Rheuma

Bei Rheuma können unter gewissen Umständen vorbeugende Eingriffe oder aber Operationen zur Wiederherstellung von Gelenkfunktionen sinnvoll sein. Dabei werden vorbeugende Operationen (Synovektomie) im Anfangsstadium durchgeführt, um durch das Entfernen von entzündetem Gewebe die Funktionen in Gelenken und Sehnen zu erhalten. Wenn hingegen bei betroffenen Menschen die Gelenkfunktion stark geschädigt ist, kann mithilfe eines Gelenkersatzes eine Verbesserung der Gelenkfunktion sowie eine Schmerzlinderung erreicht werden.

In beiden Fällen bestehen Operationsrisiken wie Wundheilungsstörungen und Wundinfektion, wenn Patienten Rheuma-Medikamente einnehmen. Deshalb erfolgt häufig vor der Operation das Absetzen solcher Medikamente.

Rheuma - nichtmedikamentöse Behandlung

Es existieren unterschiedliche Therapiemaßnahmen, wie die physikalischen Therapien. Mithilfe der Krankengymnastik und Ergotherapie kann die Muskulatur gestärkt und die Mobilität verbessert werden.

Eine Psychotherapie kann ebenfalls angezeigt sein.

In dieser lernen Rheuma-Patienten, besser mit ihrer Krankheit und den Schmerzen umzugehen. Eine sinnvolle Ergänzung können auch Naturheilverfahren (z. B. Akupunktur/Akupressur oder Moxibustion) darstellen.

Darüber hinaus spielt auch die Ernährung bei der rheumatoiden Arthritis und allen weiteren Rheuma-Formen eine wichtige Rolle. Mit der richtigen Ernährung (entzündungshemmende Ernährung) können die Rheuma-Symptome gelindert werden. Das bestätigen auch verschiedene Studien. So konnte nachgewiesen werden, dass freie Radikale während der Entzündungsschübe die Zerstörung der Gelenkknorpel fördern. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene zusätzliche Vitalstoffe wie sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente einnehmen, da diese als Radikalfänger gelten. Um das Immunsystem zu stärken, wird auch die Einnahme von Vitamin-D empfohlen. Aktuellen Erkenntnissen nach, weisen viele Patienten einen starken Vitamin-D-Mangel auf.

Auch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren kann das Entzündungsgeschehen positiv beeinflussen und Schmerzen lindern. Hier kann zum Beispiel Hanf-Öl helfen, das vielseitig in der Küche eingesetzt werden kann. 

Neben den Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren im Verhältnis 3:1 enthält das Hanf-Öl auch die wichtigen Gamma-Linolen-Säuren sowie die folgenden Inhaltsstoffe:

  • Vitamin E, Vitamin B1 und B2
  • Kalium, Kalzium und Magnesium
  • Phosphor, Eisen und Natrium
  • Mangan, Kupfer und Zink

Viele Nahrungsmittel enthalten außerdem entzündungshemmende Eigenschaften. Wichtige entzündungshemmende Lebensmittel sind beispielsweise Spinat, Brokkoli, Zwiebeln, Knoblauch, Kirschen, Papaya, Blaubeeren und Zitronen. 

Cannabis als Medizin: Ergänzung und Alternative zu herkömmlichen Therapien

Schon vor über 100 Jahren wurde erkannt, dass aus indischem Hanf hergestellte Tinkturen Rheuma-Symptome lindern können. Heute zeigen auch verschiedene Untersuchungen, dass die Phytocannabinoide aus der Cannabis-Pflanze wie Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) eine therapeutische Wirkung bei der Behandlung von Entzündungen und Schmerzen haben können.

Einen wichtigen Hinweis lieferte bereits eine Studie aus dem Jahr 2008. Forscher der kanadischen University of Calgary konnten nachweisen, dass der Cannabinoidrezeptor CB1 ein wichtiges Ziel ist, um chronisch-entzündliche Schmerzen zu kontrollieren. Dabei ist das körpereigene Endocannabinoidsystem ein Teil des Nervensystems und umfasst unter anderem die Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2. Dabei kommen die Cannabinoidrezeptoren 1 vor allem im Hippocampus, im Kleinhirn, in den Basalganglien sowie im peripheren Nervensystem und die Cannabinoidrezeptoren 2 in den Zellen des Immunsystems vor.

In der Forschung erlangte das Endocannabinoidsystem mit seinen CB1- und CB2-Rezeptoren immer mehr Aufmerksamkeit. Denn die Cannabinoide aus der Cannabis-Pflanze binden sich an diese Rezeptoren und entfalten so ihr vielfältiges Wirkungsspektrum. Forscher der University of Nottingham erklärten, dass Cannabis-Arzneimittel die Cannabinoidrezeptoren aktivieren und analgetische (schmerzlindernde) sowie entzündungshemmende Effekte besitzen. Präklinische und klinische Studien zeigten das therapeutische Potenzial von Cannabis bei Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis (chronische Polyarthritis) oder Morbus Bechterew.

Phytocannabinoide aus Cannabis und ihre entzündungshemmenden Eigenschaften

Das Cannabinoid Cannabidiol aus der Cannabis-Pflanze wird als entzündungshemmender und schmerzlindernder Wirkstoff immer weiter erforscht. Bereits im Jahr 2000 schlussfolgerten die Forscher des Kennedy Institute of Rheumatology in London nach einer Studie, dass das Cannabinoid eine potenzielle Arznei für Entzündungskrankheiten darstellt. Dass CBD die zentrale Sensibilisierung sowie die Schmerzreaktion assoziiert, konnten Forscher des Arthritis Research UK Pain Centre bei Arthrose im Knie nachweisen.

Auch eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2016, die an der University of Kentucky durchgeführt wurde, zeigte, dass die CBD-Anwendung zur Linderung von Arthritis-Schmerzen und Gelenkentzündungen ist.

Medizinisches Cannabis gegen Schmerzen

Die Wirkung von Cannabis als Medizin bei chronischen Schmerzen ist sehr gut erforscht. So hat sich Cannabis als Medizin vor allem bei neuropathischen Schmerzen und bei infolge der Multiple Sklerose auftretenden Schmerzen als hilfreich erwiesen. Doch auch bei rheumatischen Beschwerden, also entzündlichen Erkrankungen, sowie bei Schmerzen, die Rahmen einer Fibromyalgie-Erkrankung auftreten, gibt es mittlerweile Hinweise auf die Wirksamkeit.

Im Rahmen einer britischen Untersuchung erhielten 58 Probanden, die an rheumatoider Arthritis litten, das Mundspray Sativex. Dieses enthält THC und CBD zu gleichen Anteilen. Die Forscher beobachteten bei den Probanden eine signifikante analgetische Wirkung. So verbesserten sich die Beschwerden der rheumatoiden Arthritis deutlich.

In einer anderen Untersuchung behandelten kanadische Forscher 40 Probanden, die unter Fibromyalgie litten, mit Nabilon. Dies ist ein vollsynthetisches Derivat des THCs. Die Probanden berichteten anschließend von einer Abnahme der Fibromyalgiesymptome.

Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2016, die an der University of Kentucky durchgeführt wurde, konnte zudem zeigen, dass topische CBD-Anwendungen (Creme) chronischen Schmerzen und Entzündungen positiv beeinflussen konnten.

Therapie mit Cannabis als Medizin

Ärzte haben aktuell die Möglichkeit, cannabisbasierte Arzneimittel (z. B. Sativex), Rezepturarzneimittel (ölige Lösungen oder Vollspektrumextrakte) und medizinische Cannabisblüten auf einem Rezept zu verordnen.

Die Einnahmemethoden als auch die Dosierungen sind jedoch noch nicht vollends bestimmt. Das gilt vor allem für medizinische Cannabisblüten. Ausführliche Informationen zu den Darreichungsformen finden Sie in diesem Artikel.

Rezeptfreie Cannabis-Salben und -Cremes

Wie schon oben erwähnt, enthält das Hanföl wichtige Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf Entzündungen auswirken können. Hanföle gibt es mittlerweile in jedem Supermarkt zu kaufen. Daneben gibt es auch inzwischen auch Hanfsalben in den unterschiedlichsten Varianten und mit den unterschiedlichsten Inhaltsstoffen. So handelt es sich bei einigen Hanfsalben um Salben, die nur Hanf oder Hanfextrakte enthalten und wiederum andere Hanfsalben, denen weitere Inhaltsstoffe zugemischt wurden.

Die Hanfsalben sollen nicht nur gegen Entzündungen wie einer Gelenkentzündung oder bei der rheumatoiden Arthritis helfen, sondern zum Beispiel auch bei einer Verstauchung oder bei verspannten Muskeln.

Über diese freikäuflichen Salben gibt es bisher keine Studien, die eine mögliche Wirksamkeit belegen. Dennoch können Betroffene diese Salben ausprobieren, da sie in der Regel der Gesundheit nicht schaden. Dennoch sollte der Einsatz vorab mit dem Arzt besprochen werden.


Autor

Alexandra Latour

Stellvertretende Redaktionsleitung.

Erfahrene Healthcare-Autorin. Alexandra absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und studierte anschließend Betriebswirtschaftslehre. Nach ihrer Tätigkeit als Office-Managerin in einer Kölner Werbeagentur arbeitete sie rund zehn Jahre als freiberufliche Autorin für verschiedene bekannte Gesundheitsportale und Online-Magazine. Im Leafly.de-Team ist Alexandra seit Mai 2017. Zunächst als freiberufliche Redakteurin und seit September 2018 als festangestellte Medizinredakteurin sowie als stellvertretende Redaktionsleitung.


Zur Wirksamkeit von pflanzlichem Cannabis bei rheumatischen Krankheiten gibt es kaum wissenschaftlichen Studien. 

Hier findet Ihr weiterführende Literatur, Patienten Erfahrungen und Artikel, zum Thema Cannabis bei Rheuma und rheumatischen Krankheiten: