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Behandlung mit Cannabinoiden

Weitere Einsatzgebiete & Nebenwirkungen von Cannabinoiden in der Medizin

Diagnosen (Beispiele):

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Das therapeutische Potenzial von Cannabis und Cannabinoiden

Grotenhermen, Franjo; Müller-Vahl, Kirsten

Hintergrund: Seit der Entdeckung des endogenen Cannabinoid-Rezeptorsystems vor etwa 20 Jahren werden Medikamente auf Cannabisbasis intensiv erforscht. Im Jahr 2011 wurde in Deutschland erstmals ein Cannabisextrakt arzneimittelrechtlich zugelassen. 

Methode: Selektive Literaturrecherche

Ergebnisse: Die klinischen Wirkungen von Cannabismedikamenten sind in der Mehrzahl auf eine Aktivierung von endogenen Cannabinoid-CB1- und CB2-Rezeptoren zurückzuführen. Seit 1975 wurden mehr als 100 kontrollierte klinische Studien mit Cannabinoiden oder Ganzpflanzenzubereitungen bei unterschiedlichen Indikationen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studien führten in zahlreichen Ländern zur Zulassung von Medikamenten auf Cannabisbasis (Dronabinol, Nabilon und einem Cannabisextrakt [THC : CBD = 1 : 1]). In Deutschland ist dieser Cannabisextrakt seit 2011 für die Behandlung der mittelschweren oder schweren therapieresistenten Spastik bei multipler Sklerose zugelassen. Eine "off-label"-Behandlung erfolgt derzeit am häufigsten bei Appetitlosigkeit, Übelkeit und neuropathischen Schmerzen. Alternativ können Patienten bei der Bundesopiumstelle eine Ausnahmeerlaubnis zum Erwerb von Medizinal-Cannabisblüten im Rahmen einer ärztlich überwachten Selbsttherapie beantragen. Die häufigsten Nebenwirkungen von Cannabinoiden sind Müdigkeit und Schwindel (> 1/10), psychische Effekte und Mundtrockenheit. Gegenüber diesen Nebenwirkungen entwickelt sich fast immer innerhalb kurzer Zeit eine Toleranz. Entzugssymptome stellen im therapeutischen Kontext kaum jemals ein Problem dar.

Schlussfolgerungen: Es gilt heute als erwiesen, dass Cannabinode bei verschiedenen Erkrankungen einen therapeutischen Nutzen besitzen.

Die Erkenntnisse zum therapeutischen Potenzial von Cannabisprodukten wurden in den vergangenen Jahren durch eine große Zahl klinischer Studien erheblich verbessert (1-5). Bereits im Oktober 2008 erklärten daher die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft anlässlich einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags: "Der Nutzen einer Therapie mit Cannabinoiden ist für einige medizinische Indikationen durch kontrollierte Studien dargestellt worden, in denen überwiegend standardisierte und/oder synthetische Cannabinoidpräparate verwendet wurden. Der Einsatz dieser Präparate kann demnach bei Patienten, die unter einer konventionellen Behandlung keine ausreichende Linderung von Symptomen wie Spastik, Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Appetitmangel haben, sinnvoll sein" (6). Im Jahr 2011 wurde nun erstmalig in Deutschland ein Medikament auf Cannabisbasis arzneimittelrechtlich zugelassen. Nachfolgend wird der aktuelle Kenntnisstand zum therapeutischen Nutzen von Cannabismedikamenten dargestellt.

Quelle